Musik und Text: eine Symbiose

Prima Volta: Das nächste Konzert hat den Untertitel „Ein Abend zur Verknüpfung von Text und Musik.“ Was macht die Kombination Text und Musik für Sie reizvoll?
Daniel Fueter: Musik kann einen Text auf überraschende Weise inszenieren, schafft einen Hallraum, in dem die Worte im Glücksfall zusätzlichen Glanz bekommen. Unser Nachdenken und Nachfühlen im Umgang mit dem Wort kann beflügelt werden.

PV: Mögen Sie lieber Musik in Kombination mit der menschlichen Stimme oder reine Instrumental-Kompositionen?
DF: Ich habe weit mehr Musik in Bezug auf Sprache – Theaterstücke, Kantatentexte, Lyrik und so fort – geschrieben, als pure Instrumentalmusik. Literatur ist mir mindestens so nah wie Musik. Trotzdem versuche ich mich auch an purer Instrumentalmusik. Allerdings ertappe ich mich oft dabei, dass sich irgendein literarisches Motto auch da einschleicht.

PV: Oper, Operette, Kammerkantaten, Chansons – Sie setzen Texte „Genre-übergreifend“ um. Wie finden Sie die passende musikalische Form für einen Text?
DF: Anlass und Auftrag geben die Richtung an. Das Spiel mit Genres – die heute alle einigermassen in Frage gestellt sind: Was soll heute eine Oper? Wie weltfremd ist ein Liederzyklus? – hat immer auch eine ironische Seite. Diese Brüchigkeit und dieses Augenzwinkern gefallen mir.

PV: sechzehn aspersüss und „Aufstand der Schwingbesen“ sind recht abstrakte Titel. Was braucht es, um zeitgenössische Kunstlieder für die Zuhörer fassbar zu machen?
DF: „Aspersüss“ ist ein weit hergeholtes Wortspiel für meinen Zyklus auf Fragmente von Heinrich Heine – und wohl nicht ganz geglückt. Per aspera ad astra – vom erdgebunden Groben zu den Sternen. Ein Motto romantischer Kunstauffassung. Dem grossen Heine wurde oft Süsslichkeit vorgeworfen. Bittersüsse Aperçus: das sollten meine kleinen Kommentare zur grossen „Dichterliebe“ von Robert Schumann sein.

Die Schwingbesen im Titel der Operette, zu der Thomas Hürlimann das Libretto schrieb, sind hingegen ganz konkret: Haushaltgegenstände treten singend auf. In schweizerischen Haushalten nennt man sie eher Schneebesen.

Ob Lied oder Chanson, Oper oder Operette: ich versuche immer, dass die Texte im musikalischen Gewand zu verstehen sind, und der Gestus der Musik diese Verständlichkeit befördert.
Titel sind Glücksache.

PV: Was ist ihre liebste Verknüpfung von Text und Musik?
DF: Diejenige mit der ich mich grad beschäftige: als Liedbegleiter, als Verfasser eines Chansons, als Langzeitarbeiter an einem Musiktheaterprojekt.
Und: Singen ist doch die schönste Art, Musik zu machen.