Stream Konzerte sind kein Ersatz zum live Erlebnis! Im Gespräch mit dem Mondrian Ensemble

Prima Volta: Erzählt uns doch ein bisschen etwas über euch, das Mondrian Ensemble. Wer seid ihr und was verbindet euch?
Karolina Öhman: Die Kammermusik verbindet uns! Das Mondrian Ensemble feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Wir sind von der Besetzung her ein klassisches Klavierquartett, spielen aber oft als Streichtrio oder mit Gästen auch in erweiterten Formationen. Die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik und Werke zur Uraufführung zu bringen sind uns wichtige Anliegen. Genauso wie die Beschäftigung mit dem klassisch-romantischen Repertoire und die Verbindung zwischen Klassik und Zeitgenössisch. Zudem überschreiten wir gern den Rahmen der Kammermusik, hinaus zur Improvisation, dem Tanz- und Musiktheater und der elektronischen Musik.

PV: Für uns ist es nach der Corona bedingten Pause, der erste Konzertabend. Wie habt ihr die konzertfreie Zeit erlebt?
KÖ: Die uns durch die Pandemie auferlegte Konzertpause fand ich sehr schwierig. Ich habe gemerkt, wie sehr wir die Musik und das Zusammenspiel und das gemeinsame Musizieren wirklich brauchen. Das ist ein Teil unseres Lebens und unsere Seele! Man hat in dieser Zeit gemerkt, dass Kultur wirklich eine Verbindung zwischen Menschen macht: Wir sind auch System relevant. Stream Konzerte sind kein Ersatz zum live Erlebnis!

PV: Auf eurer Website schreibt ihr, dass ihr besonders gerne experimentiert mit Querverbindungen zwischen Stücken, die erst auf den zweiten Blick einleuchten. Gibt es im 1. Programm zwischen Beethovens Trio c-moll und Anton Weberns Streichertrio verborgene Verbindungen?
KÖ: Es gibt immer Verbindungen zwischen alt und neu. Die Musik der lebenden Komponisten würde ohne die „Alte“ nicht existieren. Sie lernen vom Alten, entwickeln es. Beethoven ist da natürlich mit Hinsicht auf die Kammermusik eine der bedeutendsten Figuren gewesen. Es gibt viele Ähnlichkeiten in Beethovens und Weberns Herangehensweise und die Genauigkeit wie sie mit Form umgehen. Die Form und wie sich die Themen entwickeln ist extrem gut durchdacht – jeden Ton! Das macht es extrem spannend zu üben und proben, man entdeckt immer was Neues in den Stücken. Gleichzeitig ist die Musik auch wirklich sehr schön, sowohl Beethoven wie Webern, beide können teilweise „romantisch“ klingen.

PV: Ihr spielt dreimal in dieser Saison bei Prima Volta. Wie habt ihr die drei Auftritte gestaltet: Gibt es über die drei Konzerte hinweg einen Spannungsbogen?
KÖ: Wir zeigen über die drei Konzerte alle klanglichen Facetten des Mondrian Ensembles. In der Besetzung sind wir flexibel und treten zuerst als Streichtrio auf, dann mit einer 2. Geige als Gast und werden so eben ein Streichquartett, verstärkt mit Tonband, und im letzten Konzert spielen wir als Klavierquartett. Inhaltlich spannen wir einen Bogen von Beethoven, über Hochromantik, Minimal Music, Meilensteine des 20. Jahrhundert bis hin zu einer Uraufführung einer Schweizer Komponistin.

PV: Vielen Dank, Karolina – wir freuen uns sehr auf die Saison mit euch!