Shiraz und das Entstehen eines Repertoires

PV: Das Titelstück des Konzerts mit euch ist Shiraz, der Name einer Stadt im zentralen Süden Irans. Wart ihr schon einmal dort?

Pajam Taghadossi: Leider waren wir persönlich noch nie dort. Meine Eltern, die Shiraz bereits oft besucht haben, schwärmen sehr von der Schönheit der Stadt. Ihre Poeten, historischen Gärten, Nachtigallen und natürlich der Wein machten diese legendäre Stadt weltberühmt.

PV: Worum geht es in dem Stück?

PT: Viele Melodien und Rhythmen des Klaviertrios sind von der persischen Kultur und ihrer vokalen und instrumentalen Volksmusik inspiriert.

Der erste Satz „The Weeping Willow“ handelt von einem Gespräch dreier Poeten unter einer Trauerweide. In diesem Dialog werden die zartesten und tiefgreifendsten Gedanken und Gefühle ausgetauscht und verarbeitet.
Der zweite Satz „The Rokni River“ handelt vom gleichnamigen Fluss in Shiraz. Viele Poeten, besonders Hafis, verweisen immer wieder in ihren Gedichten auf dieses Symbol der Lebenskraft. Dieser Satz lehnt sich durch die rhythmisch, unregelmäßigen Muster, den kurz gehaltenen Melodien und den Pizzicato-Einwürfen an den spielerisch tänzerischen Charakter der Volksmusik an. Das Finale beginnt in einem flüsternden Gemurmel und türmt sich schnell zu einem gewaltigen Kaskaden-Ansturm auf.

PV: Was war der Beweggrund dieses relativ selten gespielte Werk in euer Repertoire aufzunehmen?

PT: Ich habe das große Vergnügen Herrn Ranjbaran persönlich zu kennen. Er ist ein guter Bekannter meiner Familie, der auch ein wunderschönes Cellokonzert komponiert hat. Er hat mir sogar eine Widmung in die Partitur des Klaviertrios hineingeschrieben.

PV: Wie geht ihr generell die Zusammenstellung eures Repertoires an?

Romaine Bolinger: Die Zusammenstellung des Repertoires hat vor 10 Jahren begonnen. Für jedes neu aufkommende Konzert haben wir immer neue Werke in unser Programm aufgenommen, sodass wir ein möglichst grosses Repertoire aufbauen konnten. Bei der Wahl der Werke haben wir jeweils darauf geachtet, dass wir aus allen Epochen neue Werke wählten und dass das Programm an sich passend zusammengestellt ist. Somit konnten wir uns in diesen 10 Jahren ein relativ grosses Repertoire zusammenstellen. Es kommt jedoch auch öfters vor, dass der Veranstalter bestimmt oder wünscht, was wir spielen sollen. In diesem Fall ist das meistens so, dass der Veranstalter aus unserer Repertoire Liste die Stücke wählt und so das Programm selber bestimmt.

PV: Gibt es manchmal Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Werkauswahl?

RB: Ja, auf eine gewisse Weise schon. Wenn es darum geht, ein neues Werk in unser Repertoire aufzunehmen, wünscht der eine jenes Werk und der andere ein anderes. In so einem Fall, geht es dann meistens nur darum zu entscheiden, welches wir zuerst neu erlernen und welches dann beim nächsten Konzert an die Reihe kommt. Es kommt nie vor, dass jemand ein gewisses Werk absolut ablehnt. Zum Glück!

PV: Wie stellt ihr euer Programm für ein Konzert zusammen?

RB: Wir achten immer darauf, dass wir mindestens ein grosses langes Werk wählen und entweder ein oder zwei etwas kürzere Werke dazu nehmen. Es kommt immer darauf an, wie lange das Konzert sein darf. Es kommt auch öfters vor, dass wir zwei grosse Werke wählen.

Ebenfalls schauen wir, dass wir an einem Konzert möglichst Werke aus mehreren Epochen wählen. Oder wir machen zum Bespiel ein explizit romantisches Konzert, in diesem Fall wählen wir ausschliesslich Komponisten aus der romantischen Epoche.

PV: Ihr spielt bereits zum 2. Mal bei Prima Volta. Hat das Einfluss auf euch und die Vorbereitung?

RB: Zuerst einmal freuen wir uns extrem, nochmals bei Prima Volta spielen zu dürfen. Letztes Mal haben Payam und ich mit unserem „Tarara Quartett“ hier gespielt. Dieses Mal dürfen wir mit unserem geschätzten Triopartner Alexander Boeschoten auftreten. Da wir seit bereits 10 Jahren zusammenspielen und wir in Zürich unser Trio gegründet haben, mögen wir es besonders, in „unserer“ Stadt auftreten zu können. Die Vorbereitung nehmen wir immer und für jedes Konzert gleich seriös und die Organisation der Proben wird immer lange im Voraus geplant, da wir alle drei nebst dem Trio fest angestellt sind als Lehrer oder Orchestermusiker. Die Probearbeiten sind jedoch nicht mehr so lange, wie vor ein paar Jahren, da wir uns musikalisch (natürlich auch menschlich) sehr gut verstehen und wir einander nach vielen Konzerterfahrungen sehr gut kennen.