Charles Koechlin: eine Einführung von Till Löffler

Auch heute, 76 Jahre nach seinem Tod, passt Charles Koechlin noch immer in keine Stilschublade. Und schon zu Lebzeiten zeigte sich seine Musik resistent gegen musikalische Moden. Seine Musik ist zugleich impressionistisch, romantisch und neoklassizistisch. Und immer tief empfundener Ausdruck eines großen Außenseiters. So auch das „Trio pour Flûte, Clarinette et Basson“ op. 92 in unserem Programm.
Glückliche Fügungen im Missgeschick

Bei Koechlin schien zunächst gar nichts auf eine künstlerische Laufbahn hinzudeuten. Er wurde am 27. November 1867 in Paris geboren und entstammte einer weit verzweigten Familie von Erfindern, Ingenieuren und Industriellen. Seinen Entschluss Musiker zu werden, beschrieb er selber als „eine Folge glücklicher Fügungen im Missgeschick, oder anders gesagt: ‚die Ereignisse wenden sich letztendlich doch zu meinen Gunsten.“

Die entscheidende Weichenstellung entstand aus solch einem Missgeschick. Koechlin musste sein Studium an der Pariser École Polytechnique im Jahre 1888 wegen einer lebensbedrohenden Tuberkulose unterbrechen. Zwei mehrmonatige Algerien-Aufenthalte kurierten die Erkrankung zwar, seine schulischen Leistungen verschlechterten sich jedoch durch die langen Unterbrüche so sehr, dass ihm der Zivilberuf verwehrt blieb. Es verblieb nur die Wahl zwischen einer Artillerie- oder einer Marineoffiziers-Laufbahn. Eine Militärkarriere war für Koechlin völlig undenkbar und so beendete er 1889 seine technische Ausbildung.

„Nun war ich also frei. Ich ging zu Charles Lefèbvre und zeigte ihm ein Orchesterlied; er war davon ziemlich beeindruckt und gab mir Privatstunden in Kontrapunkt.“
 Schon bald entdeckte Charles Koechlin für sich neue Klangwelten, die durch den großen Atem weit gespannter Linien und durch filigrane Harmonik charakterisiert sind. Seine Farbpalette reicht von tiefstem Dunkel bis zu strahlender Helligkeit. Sehr beeindruckend sind auch die Räumlichkeit und die vielfachen Perspektiven seines Klangbildes.