Stefan Tararas Begeisterung für Schostakowitschs Musik ist ansteckend

Prima Volta: Stefan, teilst du mit uns ein paar persönliche Gedanken zu d-s-c-h?
Stefan Tarara: Das achte Streichquartett von Dmitri Schostakowitsch ist ein großartiges Werk! Es vereint viele Farben und bringt besonders die Schostakowitsch-typischen rhythmischen Elemente zum Vorschein. Ausserdem ist es sein autobiografischstes Werk: seine Qualen und Ängste vor der politischen Verfolgung hat er direkt in die Musik reingeschrieben. Zusammen mit einer Überhäufung an Zitaten aus anderen Werken wie (unverblümt) Tchaikovskys sechster Symphonie und zahlreichen eigenen Werken, wird dieses komplexe Werk zu einem Feuerwerk der Mehrstimmigkeit. Dies rauszuarbeiten ist unser Ziel.

PV: Stefan, letzte Saison hast du mit deiner Frau zusammen bei PV gespielt. Diesmal trittst du im Quartett auf. Welche Formation ist dir die liebste? Und warum?
ST: Einer der schönsten Aspekte der Musik ist das Musizieren miteinander. Jeder, der schon einmal mit Freunden zusammen Musik gemacht hat, wird dies sofort bestätigen. Es entsteht ein Gefühl der Einheit, man spricht dieselbe Sprache und findet zueinander. Dabei ist es nicht von Belang, in welcher Formation man spielt – ob als Duo, im Orchester, als Solist mit Orchester oder eben in der Streichquartettformation (die „Königin“ der Kammermusik). Darum habe ich keine „liebste“Formation. Hauptsache, man musiziert gemeinsam.

PV: Spielst du oft in unterschiedlichen Formationen?
ST: Definitiv. Durch meine Tätigkeit als erster Konzertmeister eines Orchesters in Brüssel habe ich eine wechselnde Tätigkeit zwischen Symphonieorchester und Kammerorchester, die nicht unterschiedlicher sein könnte. Solistisch und kammermusikalisch spiele ich in verschiedensten Formationen (auch oft mit Bläsern) – eine Selbstverständlichkeit. Ich denke auch, dass es heutzutage wieder dazugehört, das Bild eines kompletten „Künstlers“ zu vertreten. Diese Vielschichtigkeit ist wichtig, um das Gesamtbild der Musik wiedergeben zu können und nicht nur „Noten“ zu spielen. Ausserdem erfüllt es mich mit ungeheurerer Freude 😉

PV: Seid ihr in dieser Konstellation nun fix als Quartett unterwegs oder stellt man die Formation je nach Konzertprogramm spontan zusammen?
ST: Diese Frage kann man mit einem Doppel-„ja“ beantworten. Wir sind ein festes Quartett, erweitern es aber gerne, falls wir zum Beispiel ein Klavierquintett spielen möchten. Ausgefallenere Kombinationen mit Kontrabass oder Bläsern sind unterschiedlichen Werken zufolge natürlich auch möglich. Unser „Kern“ steht fest, Abweichungen sind immer willkommen.

PV: Wie findet man überhaupt andere, gleichgesinnte und passende MusikerkollegInnen für eine Formation? Vor allem, wenn man international unterwegs ist?
ST: Ich wage zu behaupten, dass man „Gleichgesinnte“ überall findet, besonders in der Musikerwelt. Musiker haben von Natur aus einen Drang zusammen zu spielen, daher ist es kein Problem, sich für ein Projekt zusammenzusetzen und miteinander zu spielen. Ein festes Ensemble zu finden ist jedoch tatsächlich keine leichte Aufgabe. Es geht nicht nur um das Musikalische; wenn man sich auf persönlicher Ebene nicht gut versteht und die „Chemie“ nicht stimmt, dann kann die Musik auch nicht aufblühen. Und es ist eben wie in jeder guten Partnerschaft; der/die Richtige will gefunden werden.

PV: Was war das Schwierigste für dich bei der Vorbereitung für dieses Konzert?
ST: Es mag vielleicht etwas klischeehaft klingen, aber die Freude am Meisterwerk und am Zusammenspiel macht unsere Vorbereitung einfach. Natürlich, ist es immer wieder eine Herausforderung aus einem neuen Werk das beste heraus zu holen, aber es ist letztlich die Bereicherung, die uns stetig vorwärts treibt. Somit hoffen wir, dass alle Zuhörer und Freunde der Kammermusik das Werk genauso wie wir genießen werden! Viel Spaß in der Welt Schostakowitschs!