Auf den Spuren der Musik

Historiker suchen überall auf und in der Erde nach Spuren, Gegenständen oder Schriften, um die Geschichte unserer Vorfahren zu rekonstruieren. Auf diese Weise erfahren wir viel über unsere Vergangenheit und damit auch über uns selbst. Aber wie ist das mit Musik? Können wir auch über sie aus Funden etwas ableiten? Lange Zeit war der älteste musikalische Fund eine 36’000 Jahre alte Flöte aus Schwanenknochen mit drei Löchern die man bei Blaubeuren im Osten von Baden-Württemberg entdeckte. 2009 fand man dann in Divje Baba in Slowenien eine Flöte mit vier Löchern aus einem Bärenknochen die bereits 50’000 Jahre alt ist. Das ist also auf der einen Seite ein Beweis, dass es vor 50000 Jahren schon Kammermusik gab. Oder sollen wir besser sagen: Höhlenmusik?

Die Historiker untersuchen mit diesem Fund aber nicht nur die Entstehung der Musik, sondern auch eine gesellschaftliche Entwicklung. Sie gehen von der These aus: Damit Menschen zusammenfinden, um gemeinsam zu musizieren, müssen sich sicher fühlen. Diese Voraussetzung ist essenziell. Bestünde die Gefahr von Tieren oder anderen Menschen angegriffen zu werden, würde man das Risiko nicht eingehen, sich durch den Klang der Musik erkennbar zu machen. Durch das Musizieren wäre man auch zu abgelenkt, um sich verteidigen zu können. Musizieren wäre unter diesen Umständen lebensgefährlich. Die Menschen mussten sich zum Musik machen also in einer friedlichen Situation befunden haben, was auch voraussetzt, dass man genügend Nahrung, Wärme und gegenseitiges Vertrauen hatte.

Das Festmachen der musikalischen Geschichte an Instrumentenfunden ist aber unvollständig, denn es lässt eine Form des Musizierens ausser Acht, die nicht durch Funde nachweisbar ist: Der Gesang. Wie lange Menschen schon miteinander Singen und sich auf diese Weise musikalisch erfreuen und gemeinsam Musik erleben, wird uns wohl auf immer unbekannt bleiben. Vermutlich singen die Menschen schon seit es sie gibt.

Aber ist Singen gleich Singen? Es gibt die unterschiedlichsten Arten und Weisen mit der Stimme umzugehen. Man kann sie immer wieder anders in Schwingung versetzen und so eine grosse stilistische Vielfalt zum Klingen zu bringen. In unserem kommenden Prima Volta Konzert wollen wir diese älteste Form des Musizierens untersuchen: den Gesang. Singt man ein Volkslied anders, als eine klassische Komposition? Gibt es Stimmfarben, die sich für einen Musicalsong besser eignen, als für ein Lied von Johannes Brahms? Wir werden das am kommenden Dienstag im Lokal erleben und hören mit dem Ensemble Syrinx.