Saisonprogramm: Gedanken von Till Löffler

Prima Volta erfindet sich – in Teilen – immer wieder neu. Till, Du hast grossen Anteil daran. Woher kommen die Inspirationen für stetigen Wandel unter Beibehaltung der Kernwerte von Prima Volta?

Till Löffler: Der niederländische Maler Willem de Kooning sagte in einem Interview: „You have to change to stay the same“ (Du musst dich verändern um der Gleiche zu bleiben). Ich finde dieser Satz bringt es auf den Punkt. Um für unser Publikum attraktiv zu bleiben, ist es sehr wichtig, dass wir immer in zwei Richtungen denken. Zum einen müssen wir konstant spannende Programme und Konzerte auf hohem Niveau anbieten, damit die Besucher sich sicher sein können: Wenn ich zu Prima Volta gehe, erlebe ich ein tolles Konzert. Zum anderen möchten wir das Publikum aber immer wieder auf Entdeckungsreisen einladen. Ihm die Möglichkeit bieten, immer wieder neue Aspekte innerhalb der Kammermusik und an der Grenze zu anderen Künsten zu entdecken.

PV: Worauf dürfen sich die Zuschauer in der neuen Saison besonders freuen?

Till: Die Zuschauer dürfen sich zum einen natürlich wieder auf fünf unterschiedliche und spannende Kammermusik-Konzerte freuen. Darüber hinaus gibt es auch wieder viel Neues zu entdecken. Wir haben in dieser Saison das erste Mal eine Gastmusikerin eingeladen. Die Cellistin Chiara Enderle wird in drei Konzerten in verschiedensten Formationen bei uns auftreten. Dadurch kann unser Publikum einen viel grösseren Einblick in die musikalische Vielfalt und das künstlerische Schaffen dieser herausragenden Künstlerin bekommen, als das in einem einzigen Konzert möglich wäre.

Und in unserem 4. Konzert im Februar 2019 betreten wir mit unserer Reihe gleich ein weiteres Mal Neuland. Wir veranstalten ein Konzert zum Thema Filmmusik in Koproduktion mit dem Kulturort KOSMOS und der ZHdK. Der Aufführungsort wird das Foyer im KOSMOS nahe der Europaallee sein.

PV: Worauf freust du persönlich dich am meisten? 

Till: Ich persönlich freue mich sehr auf das Wiedersehen und den Dialog mit unserem Publikum, in der Hoffnung, dass wir wieder viele schöne gemeinsame Momente erleben werden

PV: Du gehst mit Prima Volta in die 5. Saison. Was fasziniert dich immer noch an der Reihe? 

Till: Die Möglichkeit, immer wieder neue, spannende Kammermusikkonzerte für unser Publikum zu programmieren ist ein grosser Reiz an dieser Arbeit. Und dazu inspiriert und erinnert mich natürlich schon der Titel unserer Reihe. Wann immer in an ein mögliches Konzert oder einen Bogen über eine kommende Saison nachdenke, steht da PRIMA VOLTA vor meinem inneren Auge.

PV: Das Format des Gesprächskonzertes wird vom Publikum sehr geschätzt. Wie bereiten Sie sich auf Ihre jeweilige Rolle als Moderator vor?

Till: Zum einen beginnt diese Vorbereitung bereits bei der Planung der Konzerte. Schon beim Zusammenstellen einer Saison und den darin enthaltenen Programmpunkten findet ja bereits eine intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten und den Musizierenden statt. Dann besuche ich im Vorfeld Proben und führe Gespräche mit den Musizierenden. So kann ich bereits spüren, wie jemand in einer Gesprächssituation reagiert. Es ist für mich wichtig, im Vorfeld schon eine Ahnung zu bekommen, wer sich gerne vor Publikum äussert und wer eher schüchterner ist. So kann ich bei der Moderation mit meinen Fragen darauf eingehen.

Ein weiterer Punkt der Vorbereitung ist dann die Auseinandersetzung mit den Komponierenden und den Stücken. Ich untersuche, ob es spannende Hintergrundinformationen zu den Werken und deren Entstehungsgeschichte gibt, die ich dann in die Moderation einfliessen lasse.

PV: Du bist ein sehr dynamischer Moderator; setzt dich auch mal ans Klavier oder übernimnst einen Part in einem Stück. Ist das einstudiert oder kommen dir diese „Einschübe“ spontan in den Sinn?

Till: Ich sehe die Tätigkeit der Moderation bei Prima Volta in erster Linie als Dialog mit dem Publikum und weniger als eine Wissensvermittlung. Der Schwerpunkt liegt daher auf der Kommunikation, auch wenn das Publikum meist zuhört und ich spreche. Dennoch ist es wichtig, dass dieser Dialog echt ist. Dass ich wirklich auf das Publikum reagiere und nicht eine einstudierte Darbietung abspiele. Daher ist mein Ansatz der, dass ich versuche mich bestmöglich auf das jeweilige Konzert vorzubereiten, dann aber im Konzert ganz spontan entscheide, wo das Publikum vielleicht noch etwas mehr erfahren möchte, oder wo es richtiger ist, zum nächsten Musikstück überzuleiten. Man kann sich das ein wenig wie bei einem guten Koch oder einer guten Köchin vorstellen. Wenn sie alles gut vorbereitet, also ein gutes mise en place vor sich haben, können sie recht spontan auf die Wünsche der Gäste eingehen und von einer Zutat dann etwas mehr verwenden, eine andere dafür vielleicht weglassen.

PV: Welches Format, dass wir bei PV noch nicht hatten, würdest du dem Publikum gerne – per la prima volta – näherbringen?

Till: Da gibt es zum Glück noch sehr viel zu entdecken. Ich fände es spannend, die Idee der Gastkünstlerin, wie wir das dieses Jahr mit Chiara Enderle zum ersten Mal durchführen, einmal mit einem Gast-Komponisten oder einer Gast-Komponistin zu machen. Am liebsten mit einer Person, die einen Bezug zu Zürich oder sogar zum Quartier hat. Dann hätte das Publikum die Möglichkeit, in mehreren Konzerten Einblick in ein umfangreiches, kompositorisches Schaffen zu bekommen. Des Weiteren möchte ich, gemeinsam mit unserem Publikum, die Grenzen der Musik zu anderen Künsten weiter ausleuchten. Wir hatten zum Beispiel noch nie Tanz oder choreografierte Bewegung in unseren Konzerten. Auch die Möglichkeit, ab und an mal ein Konzert an einem anderen, spannenden Ort zu veranstalten möchten wir gerne weiterverfolgen. Der Hauptstandort, das LOKAL, soll dabei aber nicht in geringster Weise in Frage gestellt, sondern behutsam weitergedacht und ergänzt werden.