Die Ohren sind mein wichtigster Sinn
Prima Volta: Céline, Sie bezeichnen sich als Sängerin und Künstlerin. SängerInnen sind doch KünstlerInnen – warum betonen Sie beide Elemente?
Céline Bindy: Das kommt daher, dass ich mich neben dem Singen auch mit anderen Richtungen der Kunst beschäftige. Vor allem das Schreiben von Lyrik und Kurzgeschichten begleitet mich schon seit vielen Jahren. Dazu kam vor einiger Zeit auch die Leidenschaft für eine visuelle Seite der Kunst in Form von Fotos und Filmen. Diese bietet wieder eine neue, spannende Art sich auszudrücken mit ganz anderen Mitteln und Möglichkeiten. Das ist das Schöne an der Kunst, sie ist unerschöpflich.
PV: Zusammen mit Ihrer Schwester bilden Sie das Künstlerduo bindyART. Woher kommen die künstlerischen Gene bei Ihnen beiden?
CB: Ein grosser Teil kommt sicherlich von unserer Mutter, die selbst sehr künstlerisch begabt und veranlagt ist. Sie hat eine grosse Affinität zu Büchern und klassischer Musik, begeistert sich aber auch für bildende Künste. Früher arbeitete sie mit Holz und Stein, designte Bilder aus Papier und stellt bis heute Kleidung und Accessoires aus Textilien wie Stoff, Wolle und Leder her. Unsere Sinne hatten also genug Reize, an denen sie wachsen konnten.
PV: Sie geben auf Ihrer Künstlerseite an, Tschaikowskis 1. Klavierkonzert schon früh intoniert zu haben. Wurde Ihnen klassische Musik in die Wiege gelegt?
CB: Das liegt im Auge des Betrachters. Häufig sind in einer Musikerfamilie mehrere Generationen Sänger oder Instrumentalisten oder Dirigenten oder Komponisten. Das ist bei uns anders. Ausser mir hat niemand (zumindest nicht in der engeren Familie) den Weg der Musik gewählt. Allerdings haben wir in der Verwandtschaft einen Trompeter und einige Leute mit guten Stimmen.
Was aber wesentlich zu meiner musikalischen Entwicklung beitrug, ist die Tatsache, dass bei uns von Anfang an klassische Musik lief. Sogar als meine Mutter mit mir schwanger war, dröhnten regelmässig Tschaikowski und Beethoven aus der Stereoanlage. Insofern waren meine Ohren schon immer mein wichtigster Sinn.
PV: Sie sind ausgebildete Sängerin. bindyART macht Bild, Film, Ton, Wort-Kunst. Wofür schlägt ihr Herz am meisten?
CB: Das ist wie die Frage nach dem Lieblingskomponisten. Ich glaube nicht daran, das Eine dem Anderem vorziehen zu müssen. Ich bin immer ganz das, was ich gerade tue. Wenn ich ein Bild sehe, wenn ich Musik höre, wenn ich schreibe, gibt es nichts Höheres.
PV: Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Dennis Bäsecke-Beltrametti ergeben?
CB: Dennis ist ein sehr enger Freund von mir. Wir haben uns im Studium kennengelernt und ich brauchte eine Weile, um zu sehen, dass wir diese kleine melancholische Welt teilen. Über die Jahre stellte sie sich als äusserst produktiv heraus und so machen wir oft und gerne Projekte miteinander.