Film und Filmmusik – Konkurrenz oder Bereicherung?

Musik übernimmt im Film immer eine bestimmte Funktion. Daher sprechen wir bei Film-, Theater- und Medienmusik von „funktionaler Musik“ im Unterschied zur „autonomen Musik“, welche sich selbst genügt. Filmmusik hat stets eine konkrete Aufgabe: sie unterstützt und verstärkt eine Erzählung oder eine Darstellung, eine Emotion oder einen Spannungsverlauf. In der funktionalen Musik wird daher mit bekanntem Material gearbeitet, damit sich das Publikum in bestimmte Emotionen versetzen lässt. Komponierenden „klassischer Musik“ sind immer auf der Suche nach neuen, so noch nicht gehörten Klangkonstellationen. Filmmusik-Komponierende hingegen streben stets danach, eine Musik zu erschaffen, welche das Publikum in eine bestimmte, beabsichtigte Stimmung versetzt.

Im Zentrum des Konzertes vom 26. Februar steht die Neuvertonung des Stummfilmklassikers Menilmontant von Dmitrij Kirsanov aus dem Jahre 1926. Die drei jungen Komponistinnen Mirjam Schnedl, Marylène Müller und Xenia Wiener vertonen je ein Drittel des Films. Wir hören also drei verschiedene kompositorische Ansätze während wir den Film sehen. Als Teil des Publikums erlebt man live, wie unterschiedlich Filmkomponierende die Vertonung eines Filmes angehen und sich durch die Musik unsere Wahrnehmung des Gesehenen verändert.

Zwei weitere attraktive Film/Livemusik Kombinationen runden das Programm ab. Einerseits werden Ausschnitte aus dem Film „Leutnant Kishe“ von Sergeij Prokofiev projiziert und live vom Orchester intoniert. Und last but not least sehen wir noch Ausschnitte von Charlie Chaplin, der nach der Entwicklung des Tonfilms vor dem Problem stand, dass er seine legendäre Stummfilm-Figur, den Tramp, nicht plötzlich einfach sprechen lassen konnte. Hören und sehen Sie die sehr reizvolle musikalische Lösung, die er dafür gefunden hat.